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Tiefe Beinvenenthrombose – Thrombose Teil 2

Bein mit tiefer Beinvenenthrombose

Bild von Shutterstock

Was eine Thrombose ist und wie sie entsteht, habe ich im ersten Teil der Thrombose-Reihe erklärt. In diesem Artikel geht es um Thrombose in den tiefliegenden Venen der Beine, die häufigste Form der Thrombose. Diese sogenannte tiefe Beinvenenthrombose betrifft ungefähr 10 Millionen Menschen weltweit pro Jahr. Zudem ist sie jährlich verantwortlich für über 60.000 Tote.

Was ist eine tiefe Beinvenenthrombose?

Bei einer Thrombose stockt das Blut in den Blutgefäßen und es bildet sich ein Propf aus Blutzellen. Dieser Propf kann das Blutgefäß verstopfen, wodurch das umliegende Gewebe nicht mehr mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden kann. Venen sind die Blutgefäße, die das Blut vom Rest des Körpers zurück zum Herzen transportieren. Die Beinvenen sind also die Blutgefäße, die das Blut aus den Füßen und aus den Beinen wieder zurück nach oben zum Herzen bewegen. In den Beinen gibt es oberflächliche Venen, die direkt unter der Haut sitzen und tiefe Venen, die tief innen im Bein sind. Letztere sind bei der tiefen Beinvenenthrombose betroffen.

Die tiefe Beinvenenthrombose ist die häufigste Form der Thrombose. Dabei ist der größte Risikofaktor das Alter. Je älter eine Person ist, desto höher ist ihr Risiko für eine tiefe Beinvenenthrombose. Das persönliche Risiko wird aber auch von der Ethnizität beeinflusst. Im Vergleich zu weißen Menschen haben zum Beispiel Schwarze ein höheres und Asiaten ein geringeres Risiko für die tiefe Beinvenenthrombose. Die Ursache dahinter wurde jedoch noch nicht gefunden.

Was für Symptome hat man?

Symptome sind zum Beispiel Schmerzen, wenn das Bein belastet wird, Schwellungen oder auch Rötungen. Allerdings gibt es auch symptomlose Fälle! Bei Symptomen sollte das Bein auf jeden Fall untersucht werden, denn eine große Gefahr bei der tiefen Beinvenenthrombose ist die Entwicklung einer Lungenembolie. Dies passiert bei über der Hälfte aller Patient*innen.

Bei einer Lungenembolie reißt ein Stück des Propfs ab und wird mit dem Blutstrom in die Lunge getragen. Dort bleibt es in den kleineren Blutgefäßen hängen und verstopft diese, sodass die Versorgung der Lunge gefährdet sein kann. Dies ist oft auch symptomlos, mögliche Symptome sind aber unter anderem Atemnot, Brustschmerzen oder Herzklopfen. Ob es Symptome gibt, hängt oft davon ab, wie groß das verstopfte Blutgefäß ist. Aber auch symptomlose Lungenembolien sind sehr gefährlich.

Wie stellt man eine tiefe Beinvenenthrombose fest?

Hat man Verdacht auf eine tiefe Beinvenenthrombose, sollte man sich sofort untersuchen lassen. Da die Symptome allerdings nicht sehr spezifisch sind, braucht es verschiedene Tests. Als erstes wird oft der sogenannte Wells Score ermittelt. Dabei werden Symptome, aber auch Risikofaktoren abgefragt und es werden Punkte verteilt. Nach Anzahl der Punkte wird eine tiefe Beinvenenthrombose als unwahrscheinlich oder als möglich eingestuft. Eine Einschätzung als unwahrscheinlich durch den Wells Score ist in 99.7% aller Fälle korrekt. Jedoch sollte man bei bestimmten Hochrisikogruppen, wie Schwangeren, lieber noch anderes Tests machen, da dann der Wells Score weniger genau ist.

Wurde eine Thrombose durch den Wells Score als möglich eingestuft, wird eine D-Dimer-Testung durchgeführt. D-Dimere sind Abbauprodukte von Fibrin, die im Blut zu finden sind. Fibrin ist ein Eiweiß und einer der Hauptbestandteile eines Blutgerinnsels. Gibt es ein Blutgerinnsel, versucht der Körper, es abzubauen, weshalb es mehr von den D-Dimeren im Blut gibt. Dieser Test ist sehr sensitiv, das bedeutet, wenn es ein Blutgerinnsel gibt, dann ist der Test eigentlich immer positiv. Deswegen kann man eine Thrombose ausschließen, wenn der Test negativ ist.

Allerdings ist der Test nicht sehr spezifisch, das bedeutet, bloß weil der Test positiv ist, muss das nicht wegen einer Thrombose sein. D-Dimere sind nämlich auch in anderen Situationen, zum Beispiel wenn eine Person Krebs oder eine Infektion hat, erhöht. Deswegen folgen nach einem positiven D-Dimer-Test weitere Untersuchungen, meist ein Ultraschall. Ein Ultraschall ist eines der einfachsten und sichersten bildgebenden Verfahren. Man kann damit ein Blutgerinnsel gut darstellen und zum Beispiel seine Größe herausfinden oder wie sehr er das Gefäß verstopft. Wenn das Gerinnsel aber sehr weit oben im Oberschenkel, also nah am Rumpf ist, klappt der Ultraschall leider nicht so gut. Dann werden andere bildgebende Verfahren benutzt, die allerdings oft ein höheres Strahlenrisiko haben.

Ultraschalluntersuchung an einem Bein mit tiefer Beinvenenthrombose
Eine tiefe Beinvenenthrombose kann unter anderem mit einem Ultraschall diagnostiziert werden.
Foto von Peakstock via Shutterstock

Wie behandelt man eine tiefe Beinvenenthrombose?

Nachdem eine tiefe Beinvenenthrombose bestätigt wurde, sollte sie sofort behandelt werden. Das passiert vor allem mit sogenannten Antikoagulanzien, den Blutgerinnungshemmern. Umgangssprachlich werden sie auch Blutverdünner genannt. Diese verhindern eine Vergrößerung des Blutgerinnsels und eine Entstehung eines Embolus (wenn ein Teil des Pfropfs abreißt). Sie können aber nur selten zu einer kompletten Auflösung des Gerinnsels führen.

Diese Medikamente werden fast immer für mindestens 3 Monate genommen. Danach hängt es von der Ursache der Thrombose ab. Wenn es genetische Risikofaktoren gibt, die ja das Risiko für immer erhöhen, kann es sein, dass die Blutgerinnungshemmer lebenslang genommen werden müssen. Bei Risikofaktoren wie einer Schwangerschaft, die zeitlich begrenzt sind, ist das nicht notwendig.

Manchmal wird das Blutgerinnsel auch mithilfe einer Operation komplett aufgelöst. Da das aber mit höheren Risiken zusammenhängt, passiert dies nur, wenn das umliegende Gewebe gar nicht mehr richtig versorgt wird und es zum Beispiel im Rahmen einer Lungenembolie sonst lebensbedrohlich wird.

Welche Langzeitfolgen gibt es?

Viele Menschen mit einer tiefen Beinvenenthrombose erleben Langzeitfolgen, bzw. -komplikationen. Die häufigste ist das postthrombotische Syndrom, das in bis zu 50% aller Fälle auftrifft. Dabei entstehen dauerhafte Schäden der Venen und deswegen wiederum ein Blutstau. Es können ähnliche Symptome wie bei der Beinvenenthrombose entstehen.

Kompressionstrümpfe wurden und werden auch heute noch oft verschrieben, um ein postthrombotisches Syndrom zu verhindern. 2014 wurde jedoch in einer Veröffentlichung, die ganz viele Studien zu dem Thema verglichen hat, gezeigt, dass diese keinen Effekt auf die Ausbildung des postthrombotischen Syndroms haben. Dabei sind Kompressionsstrümpfe aber nicht zu verwechseln mit Stützstrümpfen, die man auch ohne Rezept in der Apotheke bekommt. Stützstrümpfe sind nicht ganz so eng und man braucht kein Training, um sie richtig anzuziehen. Im Gegensatz zu Kompressionstrümpfen, die nach einer Thrombose verschrieben werden, können Stützstrümpfe dabei helfen, die Ausbildung einer Thrombose zu verhindern, zum Beispiel aufgrund von Inaktivität während einer langen Flugreise.

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