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Thrombose – Teil 1

Gefäßgeflecht

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Das Wort „Thrombose“ ist momentan überall in Verbindung mit dem Impfstoff der Firma AstraZeneca zu hören – aber was genau ist eine Thrombose überhaupt? In diesem ersten Part über Thrombose erkläre ich dir die Grundlagen, also was eine Thrombose genau ist, die unterschiedlichen Typen und welche Risikofaktoren es gibt. Im zweiten Teil geht es ein bisschen spezieller um eine der häufigsten Thrombosen: die tiefe Beinvenenthrombose.

Was ist eine Thrombose

Eine Thrombose beschreibt die Gerinnung des Blutes innerhalb eines Blutgefäßes oder auch innerhalb des Herzens. Das Blut bewegt sich in den Blutgefäßen (auch Blutbahnen) durch den Körper. Bei einer Thrombose verklumpt das Blut und bildet eine Art Pfropf, der Thrombus genannt wird. Wenn dieser Pfropf wächst, kann er das Blutgefäß verstopfen, sodass das umliegende Gewebe nicht mehr mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt werden kann. Außerdem können sich Teile des Pfropfs ablösen und mit dem Blutstrom in andere Bereiche des Körpers gelangen. Dann nennt man die losgelösten Teile des Pfropfs Embolus und wenn dieser in irgendeinem Blutgefäß hängenbleibt und es verstopft, spricht man von einer Thromboembolie.

Ein Blutgefäß, in dem sich Blutzellen ablagern
Ein Blutgefäß, in dem sich Blutzellen ablagern
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Wie entstehen Thromben

Es gibt drei Faktoren, die für die Entstehung von Blutgerinnseln verantwortlich sind. Diese werden Virchow-Trias genannt, nach dem Mediziner Rudolf Virchow. Dieser hat die drei Faktoren 1856 als Erster beschrieben. Es sind:

  • gestörter Blutfluss
  • veränderte Blutgefäßwände
  • veränderte Blutzusammensetzung

Um die Blutgefäße einfacher zu verstehen ist, stell dir einen Fluss als Blutbahn vor. In diesem Fluss ist hauptsächlich Wasser. Aber es schwimmen auch ein paar Blätter darin herum, sowie Zweige und kleine Äste. So besteht auch unser Blut aus einem flüssigen Anteil und einem festen Anteil: den verschiedenen Blutzellen.

Ein Thrombus ist in unserem Fluss eine Ansammlung von Ästen, Zweigen und Blättern. Sie lagern sich am Rand des Flusses ab und bilden ein Hindernis, wodurch das Wasser nicht mehr so gut fließen kann.

Gestörter Blutfluss

Die Dinge im Fluss lagern sich eher ab, wenn der Fluss langsam fließt. Wenn er schnell fließt, wird alles mitgerissen und nichts bleibt am Rand hängen. Außerdem fließt das Wasser besonders gut, wenn der Fluss gerade ist. An Biegungen und Kurven wird der Strom langsamer.

Dann gibt es noch die Besonderheit, wenn sich ein Fluss aufteilt oder ein kleiner in einen großen Fluss mündet. Teilt sich ein Fluss, entstehen oft Verwirbelungen an der Teilungsstelle, an der die Zweige und Blätter leicht hängenbleiben.

In unserem Körper fließt unser Blut langsamer, wenn wir lange sitzen oder liegen. Das gilt besonders für die Venen des Beines, die das Blut von den Füßen und Beinen wieder nach oben zur Lunge transportieren. Dieses Blut muss nach oben, also entgegen der Schwerkraft, fließen. Deswegen gibt es dort die sogenannten Venenklappen und die Muskelpumpe. Diese Venen sind nicht einfach wie ein langes Rohr, sondern haben Klappen, die nur in eine Richtung öffnen. Das Blut kann also nicht wieder zurückfließen.

Die Muskeln in unseren Beinen drücken die Venen zusammen, wodurch sich die Venenklappen öffnen und das Blut nach oben fließt. Wenn sich die Muskeln wieder entspannen, schließen sich die Venenklappen und das Blut wird gestaut. Wenn wir uns zu lange nicht bewegen, funktioniert die Muskelpumpe nicht richtig, und das Blut stockt rund um die Venenklappen. Deswegen ist Inaktivität, zum Beispiel nach einer OP, auch ein großer Risikofaktor für eine Thrombose.

Muskeln drücken eine Vene zusammen. Dann öffnen sich die Venenklappen und das Blut fließt nach oben.
Wenn sich die Muskeln anspannen, drücken sie die Vene zusammen. Die Venenklappen öffnen sich und das Blut fließt nach oben. So wird das Blut von einem Segment ins nächste befördert.

Ein gestörter Blutfluss kann aber auch entstehen, wenn das Herz nicht mehr stark genug pumpt. Es kann dann nicht so viel Druck aufbauen und das Blut fließt langsamer, wodurch es wieder leichter stockt.

Veränderte Blutgefäßwände

Zurück zu unserem Fluss. Die Zweige, Äste und Blätter lagern sich am Rand des Flusses ab. Das passiert nur, wenn am Rand des Flusses etwas ist, an dem sie hängen bleiben. Zum Beispiel, wenn ein Baum in den Fluss hineinragt. Wenn die Ränder des Flusses ganz glatt sind, dann kann auch nichts hängen bleiben.

Die Wände unserer Blutgefäße sind im gesunden Zustand glatt, sodass die Blutzellen nicht hängen bleiben können. Unter anderem durch eine Verletzung oder Entzündung der Gefäße können diese aber rau werden. Diese können sehr unterschiedliche Auslöser haben, beispielsweise Krebs oder auch eine bakterielle Infektion. Eine andere Ursache ist die Arteriosklerose, die Gefäßverkalkung. Dabei lagern sich Fette und Kalk, aber auch Blutzellen am Rand und in der Wand der Blutgefäße ab. Die Wände der Blutgefäße sind dann nicht mehr glatt und es entstehen leichter Thrombosen.

Veränderte Blutzusammensetzung

Ein anderer wesentlicher Faktor, der bestimmt, ob unser Fluss verstopft, ist wie viele feste Anteile darin herumschwimmen. Je mehr Zweige, Äste und Blätter darin sind, desto leichter bleiben sie am Rand und aneinander hängen.

Wenn es im Blut einen höheren Anteil an den festen Bestandteilen gibt, also den Blutzellen, kann es auch leichter zur Bildung eines Pfropfs kommen. Eine Ursache dafür kann Flüssigkeitsmangel sein. Je mehr wir trinken, desto höher ist der Anteil des flüssigen Parts des Blutes.

Es ist aber auch wichtig, wie viel es von welchen Blutzellen gibt und ob sie sich normal verhalten. Es gibt angeborene Krankheiten, bei denen das Blut leichter stockt, zum Beispiel durch die Faktor-V-Leiden-Mutation. Diverse andere Faktoren haben ebenfalls einen Einfluss auf die Blutzusammensetzung, unter anderem Rauchen, Übergewicht, Schwangerschaft oder Krebs. Auch bestimmte Medikamente verändern die Blutzusammensetzung, wie die Antibabypille oder Diuretika, wodurch es ein höheres Blutgerinnungsrisiko gibt.

Wo entstehen Thromben

Eine Thrombose kann grundsätzlich in allen Blutgefäßen des Körpers, sowie im Herzen auftreten. Man unterscheidet Thrombosen, die in Venen entstehen, von denen, die in Arterien entstehen. Venen sind die Blutgefäße, die das Blut vom Rest des Körpers zurück zum Herzen transportieren. Arterien sind die Blutgefäße, die das Blut weg vom Herzen in den Körper befördern.

Eine Thrombose in den Venen ist eine venöse Thrombose. Diese entsteht am häufigsten in den Beinen. Denn wie ich beim gestörten Blutfluss erklärt habe, fließt das Blut in den Beinen nicht so schnell und kann leicht stocken. Aber auch in den Armvenen können Thrombosen entstehen. Diese entstehen vornehmlich bei Menschen, nachdem sie ihre Arm- und Schultermuskulatur stark angestrengt haben. Je nachdem wie tief die Venen im Bein oder Arm liegen, wird in tiefe und oberflächliche Thrombosen unterschieden. Venöse Thrombosen können auch im Gehirn oder an der Leber entstehen.

Eine Thrombose in den Arterien ist eine arterielle Thrombose. Diese entstehen zum Beispiel in den kleinen Gefäßen, die das Herz selbst mit Blut versorgen oder im Gehirn. Deswegen ist die arterielle Thrombose auch sehr gefährlich. Verstopfungen der Herzarterien können zu einem Herzinfarkt führen und Verstopfungen der Hirnvenen zu einem Schlaganfall. Dies zeigt, wie gefährlich arterielle Thrombosen sein können. Sie sind beteiligt an über 35% aller Tode weltweit.

Lange wurden venöse und arterielle Thrombosen einzeln betrachtet, weil es schien, dass unterschiedliche Blutzellen und Proteine an ihrer Entstehung beteiligt sind. Es scheint jedoch mehr Verbindungen als gedacht zu geben. So teilen sich die venöse und arterielle Thrombose viele der Risikofaktoren, wie zum Beispiel Übergewicht oder Bluthochdruck. Auch die Darmflora hat vermutlich einen Einfluss auf Thromboserisiken, weil sie das Verhalten der Blutzellen beeinflusst. Außerdem haben Patient*innen mit tiefer Beinvenenthrombose ein höheres Risiko für Arteriosklerose, welche wiederum arterielle Thrombosen begünstigt.

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  1. Heiko

    Klasse beschrieben! Aber was ist eine Faktor-V-Leiden-Mutation?

    • Kommentar des Beitrags-Autors

      Faktor V ist beteiligt an der Blutgerinnung und damit an der Entstehung von Thromben. Bei dieser Mutation ist dieser Faktor V so verändert, dass er nicht mehr richtig inaktiviert werden kann. Dadurch gerinnt das Blut schneller und öfter als normal.
      Das Wort Leiden kommt daher, dass diese Mutation in der niederländischen Stadt Leiden entdeckt wurde.

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